Amiga Arena Interview

Entwickler: Lars "Ghandy" Sobiraj
Marc "Zito" Oberst
Software: Diskmags, Websites, Asciis..
Homepage: www.Diskmag.de
www.JurassicPack.de.vu
www.SINNsitiv.de.vu
Email: ghandy@vantage.ch
zito@uni.de

über euch:

Bitte stellt Euch den Lesern vor!
Ghandy:
Mein Name ist Lars Sobiraj, ich bin 36 Jahre alt und arbeite hauptberuflich in der ambulanten Krankenpflege. Nebenberuflich mache ich ab und zu den Szenereport für die Zeitschrift MacLife, das ist aber mehr ein Hobby als alles andere... ;-)

Zito:
Also mein Name ist Marc Oberst, bin gebürtiger Leipziger und Philosophiestudent. 22 Jahre verweile ich nun schon als solcher auf diesem Planeten, aber ich denke du willst noch etwas anderes wissen, Olaf... Ich nutze den Amiga - neben allem möglichen, was man eben mit einem Computer macht (will sagen, dies ist mein einziger Computer, habe keinen PC nebenher) - hauptsächlich um meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Ich schreibe darauf nicht nur Kurzgeschichten usw. sondern bin auch in der legalen Amiga Demo Szene tätig als Ascii-Künstler und als Artikelschreiber, einem Freund Lars "Ghandy" Sobiraj.

Wann habt Ihr begonnen, mit dem Amiga zu arbeiten?
Ghandy:
Oha, gute Frage, ist schon lange her. Ich habe vor vielen Jahren mit dem C=128 angefangen und mir dann nach einem halben Jahr den Amiga 500 gekauft. Zunächst habe ich, wie vermutlich jeder andere Anfänger damals auch, meine Zeit nur mit Zocken verbracht. Wenn ich mir im Vergleich die heutigen Spiele betrachte, egal auf welchem Computersystem, oder Spieleconsole, kommt häufiger Wehmut auf. Die damaligen Softwarehäuser waren unglaublich innovativ, sie hatten tolle Ideen. Viele Games sprühten auch vor Selbstironie, war eine tolle Zeit mit klasse Spielen damals.

Zito:
Hmh, bei mir war das auch 1991 (ein Weihnachtsgeschenk für mich und meine Schwester), allerdings war es damals weniger Arbeiten und mehr Spielen wie auch bei Ghandy. Ich bin dann 1992 in die lokale Demoszene reingerutscht und noch immer begeistert dabei. Um diese Zeit habe ich natürlich auch alle meine Hausaufsätze mit dem Amiga geschrieben, aber richtig arbeite ich sowieso nicht (bin ja Student, hehe), insofern...

Welches Amiga-Modell besitzt Ihr?
Zito:
Mein HauptAmiga ist mein A1200 (Elbox) mit Blizzard060/50mhz und 2/64mb Ram, 2 Festplatten (40gb, 5gb), HD-Floppy, CD-Brenner, CDRom-Laufwerk, Flickerfixer, IDE-FixEXPRESS und solchem Schnickschnack, Hardwarepatching eben. Daneben steht ein A4000 mit 030/40mhz ohne grosse Extras. Meinen alten A1200 habe ich an meine Schwester verliehen, die ebenfalls noch unseren ersten A500 von 1991 benutzt, weshalb ich mir einen neueren 500er zugelegt habe.

Ghandy:
Amiga 4000/060 inklusive Cybervision64, CD-Rom etc., ich arbeite noch immer sehr gerne damit. Daneben fristet ein PC sein Dasein, mit ihm, bzw. mit dessen Betriebssystem zu arbeiten, ist aber alles andere als ein Vergnügen. Beide Rechner sind per Router mit der DSL-Flatline verbunden, aber in der heutigen Zeit macht es extrem viel Sinn mit Yam weiter als Mailer zu arbeiten. In den letzten Monaten habe ich alleine 40-50 Viren erhalten, einige davon hätten sich sicher selbstständig gemacht, wenn ich Outlook benutzt hätte.

Welche Version des Betriebssystems läuft auf Eurem Computer?
Ghandy:
Um ehrlich zu sein, noch immer mit OS 3.5. Ich bin irgendwie zu blöd Picasso96 davon zu Überzeugen zu funktionieren, wenn ich OS 3.9 installiert habe. Nach diversen Versuchen habe ich es dann gelassen und wieder mein altes Backup aufgespielt. Weltbewegende Veränderungen konnte ich im 3.9er sowieso nicht entdecken, es sah für mich eher wie eine Toolsammlung aus dem Aminet aus, die man mal eben auf einer CD zusammengestellt hat (und die dafür sehr viel Geld kostet, auch heute noch)!

Zito:
Das stimmt, so viele Unterschiede sind oberflächlich nicht festzustellen. Trotzdem läuft auf meinem 1200er OS3.9, auf dem A4000 OS3.0 und auf dem A1200 den meine Schwester ein nacktes OS3.1.

Welche Software habt Ihr zuletzt für Den Amiga gekauft?
Ghandy:
Amiga OS 3.9 ;-))) Die meisten Programme, die ich benutze, sind Freeware.

Zito:
...oder total veraltet, aber gut! :-) Bei mir war das OS3.9 mit einem Freund zusammen.

Welche Software verwendet Ihr noch?
Ghandy:
Ich liebe Yam! Verglichen mit mail clients auf Wintel Maschinen ist es einfach fantastisch. Bei Yam muss man keine Anleitung lesen, alles geht völlig intuitiv und automatisch, quasi learning by doing. Keine Überzogene graphische Oberfläche, kein Schnickschnack, keine Sicherheitsprobleme, wie die von Outlook Express etc. Ich brauchte mich nie in eine neue Version einzuarbeiten, das ging ganz von alleine. Directory Opus ist auch absolut genial, ich bevorzuge allerdings eine ältere Version. Ansonsten habe ich mir damals den Cygnus Editor gekauft und egal auf welchem System ich danach suchte, ich habe nie etwas Vergleichbares gefunden.

Zito:
Ich benutze auch hauptsächlich den CygnusEd, Yam, Eagleplayer und natürlich DOpus Magellan. Ohne letzteres wäre die Bedienung des Amiga nicht halb so komfortabel! (Ich kann nicht verstehen wie einige Amiganer immer noch auf die nackte Workbench schwören!)

Welche Hard-/Software hab Ihr vor zu kaufen?
Zito:
Unbedingt ein GFX-Card und einen neuen Monitor. Auch eine neue Version von MakeCD würde ich kaufen (ich habe nur 3.2c gebraucht erworben) wenn sie die ganzen neuen handelsüblich Brenner direkt unterstützen würden wie Acer oder Creative, das neue OS wenn es sich lohnt und demnächst vielleicht WHDLoad, weil die Jungs sich ehrlich viel Mühe geben und gute Arbeit leisten.

Ghandy:
Im Moment keine, wenn ich ehrlich bin. Ein Freund hat mir vor ein paar Monaten eine PPC Karte zum Kauf angeboten, bei den üblichen Preisen für dieses "Teil" ist mir echt schlecht geworden. Warum soll ich in tote Hardware investieren? Wenn ich Raytracing Fan wäre oder aufwendige Bildbearbeitung auf dem Amiga machen würde, wäre das vielleicht etwas anderes.

Und die Demoszene benutzt diese Prozessoren glücklicherweise bisher nicht so viel. Auf der Mekka&Symposium Party vor ein paar Wochen sind aber ein paar echt geniale Sachen für PPC rausgekommen. Speziell die polnischen Programmierer beginnen sich darauf "einzuschießen".

Glaubst Ihr an ein Comeback von Amiga?
Zito:
Naa, nicht wirklich! Die haben uns 5 Jahre hingehalten und mit ihrer MS Unterstürtzung wird der neue Amiga einfach nicht mehr das sein, was der Classic war. Ich werde auf dem A1200/A4000 bleiben und weiter aufrüsten bis die Machinchen ihren Geist aufgeben. Was dann kommt weiss ich nicht, aber Amiga Inc. will sich meiner Meinung nach nur an uns Fans bereichern (siehe meine Artikel in Jurassic Pack #8 und #9 und NoCover97 und 96).

Ghandy:
Genau! Wenn ich sehe was die Herren jenseits des grossen Teiches machen, nein! Natürlich wäre es mein Traum wenn es doch dazu kommen würde. Irgendwann vor ein paar Jahren habe ich aufgehört zu hoffen, es hatte ja doch keinen Zweck.

Aber: Amiga Besitzer sind stur, sie wissen was ihnen ihr System wert ist, auch wenn die ganze Welt etwas anderes tut. Lasst den anderen ihre Gigaherz, wir sind mit dem glücklich, was wir haben. Uns bietet unser Rechner auch mit 50mhz mehr als genug. Ich mag diese Klarheit und Geradlinigkeit.

Seit ca. drei Monaten arbeite ich auch mit einem PC. Es ist nicht alles so schlecht, wie man es sich in Amiga Kreisen erzählt. In Windows wurden auch echt gute Ideen verwirklicht, allerdings habe ich das Gefühl die Kontrolle über die Maschine verloren zu haben. Win macht was es will, schwer nachzuvollziehen, womit die Kiste gerade wirklich bechäftigt ist. Auch kann ich nicht mehr von Hand in Systemdateien "rumfummeln", das würde mir Bill spätestens beim nä¤chsten Bootvorgang nicht verzeihen.

Der Einstieg:

Wie seid Ihr selber in die "Szene" gelangt?
Ghandy:
Mich hat im Jahr 1991 ein Typ mit dem Pseudonym Brainy in die damalige illegale Crackerszene eingeführt. Ich habe dann im Düsseldorfer Umkreis die lokalen Boards gecalled und Warez getraded, wie jeder andere Depp auch. Kurz nach Weihnachten '93 war ich in Herning in Dänemark auf "The Party", das hat alles für mich verändert. Ich war total von der Kreativität und Power der Demoszene begeistert, irgendwie habe ich dann zwar die Crackerszene am Rande mitverfolgt, aber mein Herz hatte ich schon an die Demoszene verloren. Demos wie "Arte" von Sanity oder "Motion" von Bomb auf der grossen Leinwand der Party zu sehen, zu verfolgen wie viel die Programmierer aus dieser kleinen Kiste, damals einem A1200/020 rausgeholt haben, das hat mich total gefesselt. Bei dieser Faszination ist es bis heute geblieben...

Zito:
Bei mir war das 1992 über einen Schulfreund. Ich hatte schon einen A500 zu Weihnachten bekommen, aber nachdem ich 1992 die Schule gewechselt hatte, habe ich Friedhelm (aka The Edicather) kennengelernt, der mich in die legale Szene einführte. Wir haben damals nächtelang zugebracht Disks zu kopieren und uns alle Demos und Intros, die wir bekommen konnten, immer wieder reinzuziehen. Das war eine tolle Jugend! Wir haben auch versucht (im Tracken waren wir beide ganz gut für damalige Verhältnisse und er konnte auch ganz gut Pixeln) eigene Demos mit dem Demomaker von Red Sector zu machen und haben es geschaft 8 Intros und eine Musikdisk zu herauszubringen!

Trotzdem hat uns das nicht sonderlich zu Ruhm verholfen, weil Demomaker damals als äußerst "Lame" galten.

International aktiv geworden bin ich nach einer kurzen Computerpause erst 1997. Da habe ich angefangen zu swappen, d.h. auf Disketten und postalischem Weg Demos, Intros und Dergleichen an andere Szener zu verschicken und so viele gute Freunde zu finden und auch anders kreativ zu werden. So habe ich auch sofort angefangen Asciis zu machen und später (ab 1998) zu schreiben, da ich zwischen 1991 und 1996 feststellen musste, dass mir Coden zu hoch und Pixeln zu schwierig war. Das Tracken habe ich inzwischen aufgegeben, da ich was Musikmachen betrifft auf dem Stand von 1990 hängengeblieben bin! :-)

Was unterscheidet einen "Szener" von einem nicht "Szener"?
Zito:
Ich würde sagen, dass er aktiv an der Szene teilnimmt. Ist dasselbe wie ein Arbeitnehmer und ein Arbeitsloser! ;)

Ghandy:
Es gibt viele Leute, die sich ab und zu mal ein Demo anschauen ohne selber am Geschehen teilzunehmen. Wenn einer dieser Betrachter dann anfängt selber kreativ zu werden und sich an der Szene zu beteiligen, wird er automatisch zum Mitglied. Tja, davon abgesehen kann ich keine Unterschiede zwischen "normalen Menschen" und Szenern erkennen.

Wie kam es dazu JP ins Leben zu rufen?
Zito:
Oh, da musst du Ghandy fragen! Der hat damals mit Sixpack das Ding ins Leben gerufen. Ich mache es als sein Nachfolger seitdem wir beide es letztes Jahr wieder aus der Mottenkiste geholt haben! (Es gibt in der aktuellen Ausgabe übrigens einen ellenlangen Artikel von Ghandy darüber. Sehr interessant!)

Ghandy:
Ja... Jurassic Pack war damals tatsächlich als Pack gedacht. Pal Inge Johannson aka Sixpack of Gods hatte vor vielen Jahren den Auftrag im Namen seiner Gruppe ein Pack zu machen. Ein Pack ist nichts anderes als eine Sammlung von Intros auf Diskette, plus ein ausführbares Menü, welches die Intros automatisch startet. Anfang der 90er spielte der Austausch von Software per Post noch eine grosse Rolle. Pal-Inge war einer dieser Mailswapper, der die Produktionen seiner Gruppe per Post in die ganze Welt versendet hat. Unser damaliger Programmierer hat ihm, und später mir aber noch viel mehr angeboten, nämlich eine für damalige Verhältnisse gute Diskmag-Engine für ein komplettes Magazin. Jurassic Pack war nie ein Pack, es wurde vor einigen Jahren zu einem guten, aber eher am Rande stehenden Diskettenmagazin. Die führende Rolle haben damals andere Magazine inne gehabt, wie z.B. ROM, RAW, Generation, Seenpoint etc.

Heutzutage benutzen wir eine andere Engine, und wir haben diese Führungsposition inne, wir sind inhaltlich sehr viel besser geworden und, ehrlich gesagt, die Konkurrenz hat insgesamt sehr, sehr abgenommen. Trotzdem können sich die szenebezogenen Mags auf dem Amiga im Vergleich zu den Publikationen auf dem PC noch immer gut sehen lassen.

Im Gegenteil: PC Mags wie Hugi oder PAiN beinhalten sehr viel weniger Artikel, ihre Engines bieten trotz des hardwaremässig bedingten Unterschiedes nicht mehr als die unsrigen. Die Hauptverantwortlichen der Mags in der Welt der Wintels haben grosse Probleme ihre Magazine mit Inhalt gefüllt zu bekommen, wollen sie nicht alles selber schreiben. Der Zusammenhalt ist dort einfach viel weniger gegeben, auch gibt es verglichen mit unserer Szene, sehr viel weniger Leute, die Lust haben Artikel zu schreiben.

Zito:
Obwohl uns die Schreiber auch nicht unbedingt die Türen einrennen...

Ghandy:
Stimmt auch, okay!

Könnt Ihr mir sagen, worum es sich bei JP handelt?
Zito:
Um ein Diskmag! Also um ein Magazin mit Artikel über alles was die Zielgruppe interessiert (wie jedes andere in der realen Welt auch), aber eben für Szener. Und es ist ausführbar und hat deshalb ein paar Features, die gedruckte Magazine nicht bieten können, wie z.B. Lesebegleitende Musik, besondere Titelbilder.

Wie lange gibt es JP schon?
Ghandy:
Seit 1995, also 7 Jahre. Am besten wirklich mal den von Zito oben erwähnten Artikel lesen!

Welche Software verwendet Ihr zum Entwickeln von JP?
Zito:
Hauptsächlich den CygnusEditor, denn Artikel sind der Dreh- und Angelpunkt eines jeden Magazins, und natürlich die Diskmagengine selbst. Aber die hat uns ein britischer Freund und Programmierer zur Verfügung gestellt, da das wirklich nicht unser Fachgebiet ist. Ausserdem muss ich die Cliparts und Titelbilder konvertieren und male selbst die Hintergründe. Dazu benutze ich PPaint6.4.

Wie ensteht JP im einzelnen?
Zito:
Also einen richtigen Anfang gibt es eigentlich nicht... Aber man kann sagen, dass es damit losgeht, dass wir uns um die Titelbilder und die Musiken kümmern, d.h. wir machen e-Klingelputzen z.B. bei befreundeten Musikern und fragen nach ob sie nicht Lust haben, ein 3-7 Minuten langes Protracker Lied zu schreiben. Am Ende sollten es immer 6 Stück sein (5 für das Magazin, damit dem Leser nicht langweilig wird, und eines für die Gallery). Titelbilder brauche wir pro Ausgabe 3 Stück und wenn eine Gruppe Zeit und Lust hat bekommen wir auch noch ein Intro dazu. Nebenbei schreiben wir Artikel, machen Interviews und betreiben Recherche im Internet zu verschiedenen Themen. Am Ende muss das ganze gelayoutet und korrigiert werden. Dann wird es in die Engine eingebaut und die Graphiken und Musiken dürfen auch nicht vergessen werden.

Für welches System (AmigaOS, AmigaDE, MorphOS) erscheint JP?
Zito:
Für jeden Classic Amiga ab OS3.0 mit 4mb Ram. That's all you need! :) (Läuft sogar superstabil auf WinUAE.)

Ghandy:
Und nur für AmigaOS, alles andere hätte keinen Zweck, da die Zahl der Benutzer anderer Betriebssysteme, oder anderer Hardwareerweiterungen viel zu gering ist, geschweige denn die Zahl der an einer Szene interessierten User.

Zito:
Das schlechteste Beispiel dafür ist der Mac.

Ghandy:
Genau, der hat ja leider auch eine minimale Szene, die sich bei weitem noch lange nicht zu ihren Grenzen hin entwickelt hat, leider. Viele aktuelle Mac Produktionen erinnern an ur-uralte Demos auf dem Amiga vor 8-10 Jahren, so hat die PC Szene auch mal angefangen...

Zito:
Aber für ein Diskmag braucht man auch nicht 1,5ghz oder Unmengen an Ram!

Verliert Ihr nicht den Spass und das Interesse am herrausgeben von JP wenn Ihr die geringe Resonanz seht, die Ihr aus dem kleinen Amiga-Markt erhaltet?
Zito:
Manchmal zweifelt man schon, aber es macht einfach Spass. Dann schreibt man lieber für 500 wirklich interessiert, die eine besondere Leidenschaft mit einem selbst teilen, anstatt für 10.000, die das eh nur mal überfliegen und sich nicht wirklich interessieren.

Ghandy:
Und aussdem lebt die Amigaszene auch auf dem PC. Man mag es kaum glauben, aber eine Vielzahl unserer Leser haben NUR einen PC und schauen sich aktuelle und alte Amigademos usw. auf WinUAE an. Der Spirit ist einfach nicht zu toppen, und das hält auch uns motiviert. Viele ziehen sich auch mpegs oder divx Versionen von aktuellen Demos, um sich diese zumindest als Video auf dem PC anschauen zu können.

Was die Resonanz angeht, ich habe so manche Freunde, die mir ganz ausführlich und konkret mitteilen, was ihnen gefallen oder auch nicht so gefallen hat. Das bringt mir schon einiges...

Gibt die "Szene" noch genügent "Input" um ein Mag wie JP mit Artikeln zu füllen?
Zito:
Auf jeden Fall, keine Frage. Sicher wäre es schön wenn wir dreimal so viele Leser hätten, aber mit 400 Downloads der letzten Ausgabe von unserer Website www.JurassicPack.de.vu sind wir sehr zufrieden!

Ghandy:
Ich habe noch immer viele Ideen für Artikel, selbst wenn die Szene an sich weniger an Themen anbietet als noch vor einigen Jahren. Naja, was solls...

Seid Ihr dem Druck unterlegt nicht "Lame" zu sein d.h. müst Ihr hochwertige Artikel von Szenern haben um angenommen zu werden?
Zito:
Also angenommen sind wir schon, liegt am Namen und Ghandy, hehe... ;) Aber gut sollten die Artikel schon sein, sonst liest uns ja keiner mehr. Ein bischen Konkurenz herrscht auch noch in der Amiga Diskmag Szene, da ja die EuroChart noch immer rauskommen und D.I.S.C. (D.igital I.nformation S.ervice for C.omputerfreaks) mit Ausgabe #11 letztes Jahr ebenso sein Revival feiern konnte! (Ausserdem hallt noch immer der gute Ruf von Devotion #2 nach, das leider das letzte Mal im Sommer 2001 erschienen ist.) Aber um als Szener generell "lame" zu sein, muss man heute schon sehr "lame" sein, denn die Szene ist - bedingt durch den Rückgang ihrer Mitglieder - nicht mehr so elitär wie früher und viel freundlicher, besonders Neulingen gegenüber! Trotzdem geben wir natürlich unser Bestes!

Können auch nicht "Szener" Artikel für Euch schreiben?
Zito:
Ja! Wir haben in "Jurassic Pack" eine Science Fiction Ecke (mit Kurzgeschichten und Essays), eine poetische Ecke und Vermischtes, wo ich mich ab und an z.B. über Amiga Inc. auslasse und wo man Allerweltsthemen finden kann. Aber generell sollte man schon irgenwie in der Szene aktiv sein oder sie zumindest länger als Zuschauer kennen, sonst kann so ein Artikel ins Auge gehen. Englisch muss man auf jedenfall können!

Ghandy:
Trotzdem wollen wir betonen, dass uns jeder Schreiber willkommen ist und sich nicht scheuen sollte uns Artikel anzubieten! Wir beantworten auch gerne Fragen von NichtSzenern, kein Problem!

Über die "Szene"

Wie hat sich die Amiga "Szene" geändert?
Zito:
Sie ist viel kleiner geworden. Aber auch sehr viel freundlicher. Früher waren Newcommer wie vor den Kopf gestossen bei dem ganzen elitären Gehabe einiger Szener. Heute gilt das Motto "Friendship rules!" und nur wenige Idioten halten sich für unersetzbar und total Elite. Naja, lustigerweise machen diese am wenigsten für die Szene oder sogar gar nichts. (Darüber habe ich mit meinem dänischen Freund Adonis einen Artikel geschrieben, der in Jurassic Pack #10 erschienen ist. Also rundum eine recht interessante Ausgabe um dieses Interview zu erweitern...) :-)

Ghandy:
Mach mal hier nicht soviel Eigenwerbung. Aber es stimmt, dass Diskmags generell ein guter Einstieg in die Szene sind. Kann ich also wirklich jedem Interessierten nur wärmstens empfehlen!

Gibt es immer noch das "Elite" denken unter "Szene" Members?
Zito:
Ja, wie erwähnt gibt es da ein paar, aber die hängen hauptsächlich im IRC (#amigascne) rum und machen nix, haben also keinen wirklichen Grund mehr sich Elite zu nennen. Und die "neue Elite", also die, die wirklich was für die Szene tun, die sind eigentlich alles recht freundlich und nicht eingebildet.

Ghandy:
Also, ich sehe von dem früheren Elitedenken nichts mehr, wir sind vielmehr heute eine kleine Familie von Leuten, die ein gemeinsames Hobby teilen, da bleibt für solche Dinge kein Raum, ist auch besser so!

Für wie "aktiv" haltet Ihr die "Szene"?
Zito:
Also im Vergleich zu früher ist sie natürlich gesunken, die Aktivität. Aber wie man z.B. an den Releases auf der Mekka, der grössten deutschen Szeneparty, dieses Jahr erkennen kann, ist immernoch ordentlich was los. Muss ja auch sein, sonst hätten wir ja nichts weiter worüber wir in JP schreiben könnten.

Ghandy:
Die Amiga DemoSzene lebt, natürlich muss man heutzutage in anderen Dimensionen denken, es kommt nicht wie früher täglich etwas Neues raus. Trotzdem kann sich die Szene was die Qualität und Quantität ihrer Produktionen angeht, noch heute sehen lassen.

Lebt die Amiga "Szene" nur noch aus Ihrer Vergangenheit oder enstehen neue Gruppen mit Nachwuchs Künstlern?
Zito:
Nein, denn dann wäre sie nicht mehr so gut (qualitativ) und so aktiv (was man z.B. an den Demoparties wie der MekkaSymposium sehen kann) und auch wenn es weniger neue Namen sind die auftauchen, so kann man doch behaupten, dass es Nachwuchs gibt und auch weiterhin geben wird. Selbst einer veralteten Technologie kann man die Kreativität nicht mit schnelleren CPUs und 3D-Graphikkarten wegnehmen. Das ist es auch, was die C64- und die Atari-Szene am Leben erhält, so viele Jahre nachdem man sie definitiv für tot erklärt hat.

Ghandy:
Interessierte sollten mal die Homepage der Mekka unter http://ms.demo.org anschauen oder sich eine Auswahl der besten mehr oder weniger aktuellen Releases in der "Download Area" von http://diskmag.de ziehen.

Ist es für nicht "Szener" überhaupt möglich sich in diesem Teil der Amiga Kultur zurechtzufinden?
Zito:
Ich denke schon. Die Szene hat zwar ihre eigene Regeln, aber sie ist kein Buch mit 7 Siegeln. Jeder kann ins Aminet gehen und sich die neuesten Produktionen ziehen und geniessen oder sich auf unserer eigens dafür eingerichteten Website www.diskmag.de darüber informieren was gerade abgeht. Wenn jemand genaueres wissen will, was gerade passiert oder wie man selbst in der Szene aktiv werden kann, dann sollte er eines der aktuellen Diskmags (Showtime, D.I.S.C., EuroChart oder Jurassic Pack) lesen.

Ghandy:
Wir werden auch eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Erstinstallation von WinUae einbauen damit auch ehemalige Amiga Besitzer nachvollziehen können was so passiert.

Gelten noch parolen wie "Friendship rules"? Sprich hält man noch Kontakt per Post (Swappen) miteinander?
Ghandy:
Gerade der freundschaftliche Kontakt untereinander macht die spezielle Atmosphäre der Szene aus, bei Problemen kann man sich auf die Unterstützung anderer Szener verlassen. Swappen hat nicht mehr die Bedeutung wie noch vor 3-4 Jahren, Hauptkommunikationsmedium ist und bleibt das Internet -dies ist wegen seiner Geschwindigkeit und dem niedrigen Preis.

Zito:
Aber es gibt noch eine sehr kleine Sub-Szene, die mit Disketten swappt und sich ellenlange Briefe schreibt. Aber diese stirbt langsam wirklich aus! Einige ehemalige Disk-Swapper wollen aber genau diese Brieffreundschaften nicht aufgeben und setzten sie "in aller Freundschaft" über e-Mail fort oder swappen mit CDs stattdessen, wie ich.

Was glaubt Ihr wie wird sich die Amiga "Szene" in Zukunft entwickeln?
Zito:
Also ich denke es wird sich ein fester Kern aktiver und passiver Szener bilden, die noch einige Jahre am Ball bleiben werden. Dazu werden sicher mehr neue Leute kommen. Unabhängig ob der AmigaOne kommt oder nicht wird die Classic Amiga Szene weiter bestehen und ich glaube, dass selbst wenn jegliche kompatible Hardware einst den Geist aufgegeben haben wird, selbst dann wird es zumindest eine passive Szene geben die mindestens einmal am Tag einen Amigaemulator auf einem Mac oder PC oder ganz anderen System anwirft um sich Demos und Intros anzusehen, denn was die AmigaSzene (zusammen mit der C64 Szene) geschaffen hat ist besonders aus künstlerischer Sicht einzigartig und wird deshalb nicht in Vergessenheit geraten!

Ghandy:
Die heutige Szene besteht zumeist aus alten Hasen, die sind verrückt genug, dieses Spiel noch eine lange Zeit weiter zu spielen. Ich sehe keine Gefahr, dass unsere Szene untergehen könnte, noch vor ein bis zwei Jahren sah die Situation weitaus kritischer aus als heute.

Eure letzten Worte an die Leser?
Zito:
Hmh, bitte mal auf www.jurassicpack.de.vu gehen (wen es interessiert) und sich die letzte Ausgabe ziehen. Und wer gerne mitmachen möchte (in welcher Form auch immer) sollte keine Angst haben mit uns Kontakt aufzunehmen! Wer sich noch nicht in der Szene auskennt und mal schnuppern möchte, der ist herzlich eingeladen von www.diskmag.de seine Erkundungen zu starten!

Ghandy:
So, das war aber jetzt genug Eigenwerbung! Schreibt uns einfach mal unter Ghandy@vantage.ch an, wir antworten 100%ig! Herzliche Grüsse an alle Amigafreaks!!

-- © Amiga Arena 09/2002 --